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15/12/2021

Nachhaltige Investitionen, Kryptowährungen & One-Stop

Nachhaltige Investitionen werden für Kunden und Stakeholder immer wichtiger. Wie reagieren die Banken auf diese Entwicklung?

Die Erklärungen der wichtigsten Finanzakteure – wie diejenige, die 2019 vom IWF publiziert wurde – belegen einen direkten Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Finanzmarkstabilität, womit nahegelegt wird, dass es sich um einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel und nicht nur um einen einfachen Trend handelt. Die Einbeziehung nicht-finanzeller Risikofaktoren wie Umwelt-, Sozial- und Governancekriterien ist heute integrierender Bestandteil der globalen Risikomanagementstrategie der Banken.

Die Schweizer Banken scheinen den Nachhaltigkeitsfaktor in ihren Anlageprozessen somit vermehrt zu berücksichtigen. Sie gehen nicht mehr wie ursprünglich angenommen von einer Modeerscheinung, sondern von einem Strukturwandel aus. Die Schweiz steht hinsichtlich der Agenda 2030 und im ESG-Bereich relativ gut da (Länderbericht der Schweiz 2018). Dieser Vorsprung ist insofern von Vorteil, als er von einer deutlichen Einbeziehung des Verhältnismässigkeitsprinzips begleitet wird, da es ebenfalls sehr wichtig ist, sich über Kosten und Nutzen einer nachhaltigen Strategie im Klaren zu sein, oder zumindest über geschätzte oder provisorische Zahlen zu verfügen. Es müssen klare und möglichst genaue Messindikatoren festgelegt werden, beispielsweise durch die SBVg. Diese müssen auf Anfrage zur Verfügung gestellt oder allenfalls publiziert werden, damit auch der quantitative Teil der Strategie zusammen mit den qualitativen Aspekten (die auf nationaler Ebene beispielsweise bereits vom MONET-System verfolgt werden) gesteuert werden kann.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass die Schlagkraft der Strategie ohne private und institutionelle Mittel zusätzlich zu den öffentlichen Mitteln stark vermindert würde, wie es die SBVg sehr deutlich aufgezeigt hat. Wenn allein der Staat Mittel aufwendet, während die Kunden der Finanzinstitute nicht wirklich dazu bereit sind, wird die Strategie durch dieses Verhalten stark beeinträchtigt. Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass die Finanzintermediäre die Kunden klar, einfach und transparent über die ESG-Anlagen informieren: Indem sie beispielsweise spezielle ESG-Fonds bzw. Impact-Fonds schaffen, ESG-Auswahlfilter für die Titelselektion einbauen und die Marketingabteilungen in diesem Bereich schulen. Allerdings kann das Top-Management der Finanzintermediäre das Thema nur erläutern und die Endkunden beeinflussen; die definitive Entscheidung liegt jedoch bei diesen. Nachdem ESG-Anlagen von den Anlegern in Verbindung mit dem Klischee tiefer Renditen oft als Einschränkung angesehen wurden, scheint der Wind nun zu drehen, auch bei der Performance.

Im Finanzbereich wird eine Gruppe von Arbeitskräften geschaffen und ausgebildet (Swiss Cleantech Report 2017), die es ermöglichen wird, massiv Kapital anzuziehen, was dem gesamten Schweizer Finanzsektor zugute kommen wird. Die Millenials und die Generation Z, die grossen Anleger von morgen, scheinen sehr viel Gewicht auf diese Themen zu legen, sodass es sich die Schweizer Banken nicht erlauben können, diese Wende zu verpassen, was sie auch sehr gut verstanden haben.

In den Jahresberichten der Banken sind Begriffe wie Einschluss von ESG-Kriterien, ESG-Dialog, Ausschlusskriterien oder Informationen zu Abstimmungen auf Grundlage von ESG-Kriterien nun sehr viel häufiger anzutreffen. Auch der Begriff «Impact», ein in der Hierarchie der Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit des Planeten weit oben angesiedeltes Konzept, ist ebenfalls zu finden, allerdings noch nicht sehr häufig.

Der gesamte Finanzplatz Schweiz ist bestrebt, zu einem Zentrum für nachhaltige Anlagen aufzusteigen, und nicht allein die Banken. Daher nehmen die Investitionen in nachhaltige Anlageprodukte in der Schweiz weiter an. Gemäss Swiss Sustainable Finance entfiel 2020 ein Anteil von 52% des Schweizer Anlagefondsmarkts auf ESG-Fonds.

2019 betrug dieser Anteil 38%, 2018 waren es 18% und 2017 nur 9%. Dieser Anstieg innerhalb von 4 Jahren belegt, dass es sich um einen Strukturwandel und nicht nur um eine Modeerscheinung handelt. Die Covid-19-Pandemie hat diesen Übergang somit nur beschleunigt.

Auf internationaler Ebene berichtet die UN-Initiative Global Investors for Sustainable Development (GISD), dass die globalen nachhaltigen Investitionen im Jahr 2020 35’300 Milliarden Dollar erreicht haben, in den vorhergehenden zwei Jahren um 15% gestiegen sind und rund einen Drittel der verwalteten Vermögen ausmachen. Im Weiteren belaufen sich die gesamten verwalteten Vermögen der Unternehmen, die sich den UNPRI (United Nations Principals for Responsable Investment) angeschlossen haben, zurzeit auf 121'000 Milliarden Dollar.

Da alle ihren Platz in dieser Bewegung finden möchten, entstehen gewisse Risiken, wie Greenwashing und unlauterer Wettbewerb, wodurch deutlich wird, dass in diesem Bereich allgemeine Reporting-Standards fehlen. Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) ist durch den Bund beauftragt worden, zusammen mit der FINMA die Regulierung zur Verhinderung von Greenwashing auszubauen und bis zum Jahresende entsprechende Vorschläge vorzulegen.

Dieser kräftige Aufschwung der nachhaltigen Anlagen wird von einem Ausbau der Regulierung in der Schweiz als auch in Europa und den USA begleitet. Die Banken haben keine Wahl und müssen immer mehr Ressourcen für die zunehmenden Regulierungen, insbesondere im Bereich der Qualität der ESG-Kriterien oder der Transparenz, aufwenden. Die Rückverfolgbarkeit scheint gemäss verschiedenen Berichten von NGOs noch nicht sehr weit fortgeschritten. Die Herkunft des Kapitals oder die ersten Etappen der Wertschöpfungskette und deren Finanzierung, die vor allem das Ausland belasten und einen grossen Teil der in die Schweiz importierten Mittel/Waren darstellen, scheinen im Durchschnitt immer noch von mittelmässiger Qualität zu sein.

Letztlich bleibt die Herausforderung im Zusammenhang mit den ESG-Daten und deren Aussagekraft zentral. Es kann sein, dass keine Nachhaltigkeitsdaten zu einem Unternehmen vorhanden sind, oder dass sich diese je nach Quelle unterscheiden. Durch die Intervention einer neutralen Drittpartei in der Beziehung zwischen einer Bank und ihrem Kunden kann eine gemeinsame Basis für Diskussionen und die Erstellung eines Kommunikationsrahmens geschaffen werden, welche die Transparenz und die Vergleichbarkeit der Informationen fördern. Eine externe Evaluierung fördert das Vertrauen; die Vermögensverwalter können ihr Engagement in Sachen Transparenz und Verantwortung besser zum Ausdruck bringen.

Kryptowährungen werden immer populärer und drängen sich als neues Finanzprodukt auf. Die Schweiz ist sogar dabei, eine Vorreiterrolle in diesem Bereich zu übernehmen. Sind die Anleger in regulatorischer Hinsicht in der Schweiz aber besser geschützt als anderswo? Wie passt sich der Finanzsektor an die damit zusammenhängenden Veränderungen an? Wie werden die Kunden geschult?

Kryptowährungen sind die Vermögenswerte der Zukunft, aber gleichzeitig Gegenstand massiver Spekulationen. Mit dem Aufschwung des Online-Handels und der mobilen Transaktionen gewinnt die Verwendung virtueller Währungen an Bedeutung. Diese neuen Zahlungsinstrumente zeichnen sich durch ihre Dezentralisierung und Unabhängigkeit von allen staatlichen Behörden und Finanzinstitutionen (Banken) aus und umgehen so sämtliche Gesetzesvorschriften. Diese Merkmale der Kryptowährungen machen sie unleugbar zu einem Instrument für Betrug und Geldwäscherei, die von den Behörden heftig bekämpft werden. Da die Gegenpartei der über Blockchain abgewickelten Transaktion anonym ist, wird im Falle eines verloren gegangenen Zugangsschlüssels oder eines anderen Problems jede Identifikation oder Verhandlung vor einem Gericht verunmöglicht. Die Transparenz über die Herkunft der Gelder fehlt und das Geldwäschereigesetz greift nicht.

In der Schweiz ist der Handel mit Kryptowährungen der Genehmigung durch die FINMA unterstellt. Die Mitgliedschaft bei einer Selbstregulierungsorganisation oder einem Finanzintermediär, die direkt der FINMA unterstellt sind, ist erforderlich. Die Anleger sind jedoch nicht besser geschützt als anderswo, da die von den Kryptowährungen geforderte Dezentralisierung und Unabhängigkeit in totalem Widerspruch zu jeder regulatorischen Einmischung steht. Zur Erinnerung: Die Blockchain-Technologie hat zum Ziel, die Finanzintermediäre vollkommen auszuschliessen und die operative Kontrolle an die dezentralisierte Gemeinde der «Miner» abzugeben (diese validieren die Transaktionen in der Blockchain). Folglich ist bei Anlagen in Kryptowährungen auf Plattformen, welche die Arbeit der Banken machen, aber nicht den gleichen Vorschriften unterstehen, Vorsicht angezeigt. Darüber hinaus entsteht für den Anleger aufgrund der hohen Volatilität im Zusammenhang mit der massiven Spekulation mit kryptobasierten Vermögenswerten nicht nur die Möglichkeit hoher Gewinne, sondern auch substanzieller Verluste.

Macht One-Stop Banking in Zukunft noch Sinn, wo Unternehmen wie Google traditionelle Bankbereiche wie Bankapplikationen oder Zahlungsdienstleistungen übernehmen, aber auch andere Bereiche wie beispielsweise die Vermögensverwaltung von Peer-to-Peer-Plattformen?

Mit dem Konzept des One-Stop Banking oder «Guichet Unique» sollen sämtliche Leistungen an einem Standort verfügbar gemacht werden. Es besteht jedoch nicht nur darin, den Kunden das Leben zu vereinfachen, indem diese sich nicht mehr an verschiedene Ansprechpartner wenden müssen.

Es gilt, die verschiedenen Arten von Leistungen zu unterscheiden, da diese nicht alle das gleiche Automatisierungspotenzial bieten. Der massgebliche Faktor zur Klassierung der Leistungen und ihres Potenzials für die Automatisierung oder die Ausführung über Online-Plattformen ist zweifellos die subjektive Bedeutung, die ihnen vom Kunden beigemessen werden.

So ist es beispielsweise einfach, seine Zahlungen online zu erledigen, ein Konto online zu eröffnen oder administrative Transaktionen über dieses zu tätigen. Es ist aber psychologisch weit weniger angenehm für einen Kunden, einer Maschine oder einer anonymen Plattform die Verwaltung seiner Vermögen oder die finanzielle Planung seiner Pensionierung anzuvertrauen. Je sensibler und komplexer das Thema, desto mehr empfindet der Kunde das Bedürfnis, bei seinen Entscheidungen von einem Spezialisten beraten oder in diesen bestärkt zu werden. Der entscheidende Faktor ist und bleibt das Vertrauen in den Ansprechpartner. Je häufiger und stärker der Kontakt ist, desto grösser wird das Vertrauen

Dieses Verhalten ist mit demjenigen vergleichbar, das man beispielsweise im Gesundheitsbereich antrifft. Es gibt wohl nicht viele Menschen, welche die Diagnose ihres kranken Kindes einem Algorithmus anvertrauen würden, obwohl es heute Algorithmen auf Basis künstlicher Intelligenz gibt, welche effizienter sind, als die Diagnose der besten Spezialisten in zahlreichen Bereichen.

Manche Themen bleiben in den Augen zahlreicher Kunden eine Frage des Vertrauens, das nur einem bestimmten und gleichbleibenden Ansprechpartner entgegengebracht werden kann, der auch da ist, um Rechenschaft über die guten – und allenfalls auch die schlechten – Ratschläge abzulegen. Das One-Stop Banking verfügt über diese Vorteile und ermöglicht den Ausbau der Interaktionen mit einem einzigen Ansprechpartner.

Karine Patron

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